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Rückenschmerzen? Diese Übungen helfen wirklich - Gezieltes Training statt Schonhaltung

  • Sebastian Murzicki
  • 11. März
  • 3 Min. Lesezeit

Der Rücken zwickt, das Sitzen fällt schwer, das morgendliche Aufstehen dauert länger: Rückenschmerzen sind längst zur Volkskrankheit geworden. Laut aktuellen Studien leiden rund 80 % der Menschen in Deutschland mindestens einmal im Leben an akuten oder chronischen Rückenschmerzen. Die Ursachen sind vielfältig – doch eines ist klar: Bewegung ist in den meisten Fällen die beste Medizin.


Die große Fehlannahme: Ruhe heilt Rückenschmerzen

Wer Rückenschmerzen hat, versucht oft automatisch, sich zu schonen. Das mag kurzfristig Erleichterung bringen – langfristig aber verschlimmert es das Problem. Denn durch Inaktivität werden Muskeln abgebaut, die Beweglichkeit nimmt ab, Verspannungen bleiben bestehen oder verschärfen sich sogar.

Früher galt Bettruhe als Therapie. Heute ist man schlauer: Rückenschmerz ist in vielen Fällen funktionell bedingt, also nicht durch eine konkrete strukturelle Schädigung (wie z. B. einen Bandscheibenvorfall). Vielmehr handelt es sich häufig um muskuläre Dysbalancen, Fehlhaltungen, Bewegungsmangel und psychosozialen Stress. Und genau hier setzt gezieltes Training an.


Die Ursachen: Bewegungsmangel, Haltung, Stress

Unsere moderne Lebensweise ist oft rückenfeindlich: Stundenlanges Sitzen, wenig Ausgleichsbewegung, monotone Belastungen. Das führt zu abgeschwächten Haltemuskeln und überlasteten Ausgleichsmuskeln – ein Ungleichgewicht, das Verspannungen, Blockaden und Schmerzen begünstigt.

Auch psychische Belastungen wie Stress oder Sorgen können sich körperlich äußern – insbesondere im Rückenbereich. Der berühmte „Rucksack der Verantwortung“ zeigt sich nicht selten in Form von Nackenverspannungen oder Kreuzschmerzen.


Bewegung als Therapie: Aktiv gegen den Schmerz

Das Ziel der modernen Rückenschmerztherapie ist nicht Vermeidung, sondern Aktivierung. Regelmäßige, gezielte Übungen helfen dabei, Muskeln zu kräftigen, Verspannungen zu lösen, die Haltung zu verbessern und den Rücken zu stabilisieren. Dabei geht es nicht nur um klassische Rückengymnastik, sondern um ein ganzheitliches Training.

Empfohlen werden:

  • Mobilisation: Sanfte Bewegungsübungen, um Gelenke beweglich zu halten

  • Kräftigung: Aufbau stabilisierender Muskulatur, vor allem im Rumpfbereich

  • Dehnung: Lösen verkürzter Muskelketten, insbesondere im Hüft- und Brustbereich

  • Koordination & Gleichgewicht: Für eine bessere Körperkontrolle und Belastungsverteilung


Diese Übungen helfen wirklich – und sind alltagstauglich

  1. Becken kippen (Mobilisation):Rückenlage, Beine aufgestellt. Das Becken langsam nach hinten kippen (Lendenwirbelsäule drückt gegen den Boden), dann wieder entspannen. 10–15 Wiederholungen, ideal morgens oder abends.

  2. Vierfüßlerstand mit Arm-/Beinheben (Stabilisierung):Im Vierfüßlerstand rechten Arm und linkes Bein gleichzeitig ausstrecken, kurz halten, absetzen. Dann Seite wechseln. 10–12 Wiederholungen pro Seite. Trainiert Rumpf und Tiefenmuskulatur.

  3. Knie zur Brust (Dehnung):Rückenlage, ein Bein zur Brust ziehen und mit den Händen festhalten. 30 Sekunden halten, dann wechseln. Entspannt den unteren Rücken und die Gesäßmuskulatur.

  4. Wand-Sitz (Kräftigung):Mit dem Rücken an eine Wand lehnen, in eine halbe Kniebeuge gehen (Oberschenkel parallel zum Boden), Position 20–30 Sekunden halten. Stärkt Beine und untere Rückenmuskulatur.

  5. Brustdehnung an der Tür:Einen Arm in Schulterhöhe an Türrahmen ablegen, Oberkörper leicht nach vorne drehen, bis eine Dehnung in der Brustmuskulatur spürbar wird. 30 Sekunden halten.


Alle Übungen sollten langsam, kontrolliert und ohne ruckartige Bewegungen durchgeführt werden. Bei akuten Schmerzen oder Unsicherheit gilt: lieber vorab ärztlich oder physiotherapeutisch beraten lassen.


Wann Bewegung hilft – und wann Vorsicht geboten ist

Die meisten Rückenschmerzen sind unspezifisch und ungefährlich – auch wenn sie unangenehm sind. Doch es gibt auch Warnzeichen („Red Flags“), bei denen eine ärztliche Abklärung unbedingt notwendig ist:

  • Plötzliche, starke Schmerzen ohne erkennbare Ursache

  • Ausstrahlung in Beine oder Füße, Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen

  • Inkontinenz oder Probleme beim Wasserlassen

  • Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl in Kombination mit Rückenschmerzen

In diesen Fällen gilt: keine Eigenbehandlung, sondern medizinische Diagnostik.


Prävention: Rückenschmerzen gar nicht erst entstehen lassen

Noch besser als behandeln ist vorbeugen. Wer regelmäßig aktiv ist, seine Muskulatur stärkt und auf eine gesunde Haltung achtet, senkt sein Risiko für Rückenschmerzen erheblich. Auch kleine Änderungen im Alltag helfen:

  • Ergonomisch sitzen: Stuhl, Schreibtisch, Monitorhöhe anpassen

  • Bewegte Pausen: Jede Stunde aufstehen, dehnen oder ein paar Schritte gehen

  • Haltung trainieren: Aufrechte Körperhaltung bewusst üben – auch beim Stehen oder Tragen

  • Gleichmäßig belasten: Lasten beidseitig tragen (z. B. Rucksack statt Tasche)


Fazit: Der Rücken braucht Bewegung, nicht Schonung

Wer Rückenschmerzen hat, sollte nicht in Passivität verfallen. Die moderne Forschung ist eindeutig: Bewegung ist eine der wirksamsten Maßnahmen gegen funktionelle Rückenschmerzen. Mit gezielten Übungen lassen sich Muskulatur, Beweglichkeit und Stabilität verbessern – und das oft ganz ohne Medikamente oder invasive Maßnahmen.

Der erste Schritt ist oft der schwerste – aber auch der wichtigste. Denn ein starker Rücken entsteht nicht durch Abwarten, sondern durch Aktivität.

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