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Bewegung gegen das Vergessen - Wie Sport das Gehirn schützt – nicht nur im Alter

  • Sebastian Murzicki
  • 10. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit
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Vergesslichkeit gehört für viele Menschen zum Älterwerden dazu. Namen fallen einem nicht mehr sofort ein, Termine werden verwechselt oder der Schlüssel liegt plötzlich an einem völlig unerwarteten Ort. Was viele nicht wissen: Körperliche Bewegung kann helfen, das Gedächtnis zu erhalten – und das nicht erst im Rentenalter. Auch für junge Menschen lohnt sich ein aktiver Lebensstil, um die geistige Leistungsfähigkeit zu fördern und langfristig zu schützen.


Das Gehirn ist kein Muskel – aber es profitiert vom Training

Zwar besteht das Gehirn nicht aus Muskelfasern, doch ähnlich wie ein Muskel benötigt es regelmäßige Reize, um leistungsfähig zu bleiben. Wer sich regelmäßig bewegt, verbessert die Durchblutung – auch im Kopf. Dadurch werden Hirnareale besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gleichzeitig wird das Wachstum neuer Nervenzellen angeregt, vor allem im Hippocampus – dem Zentrum des Gedächtnisses und Lernens.

In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass körperlich aktive Menschen im Schnitt bessere kognitive Leistungen erbringen. Sie schneiden in Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsaufgaben besser ab und zeigen in bildgebenden Verfahren eine stärkere Aktivität in wichtigen Hirnregionen.


Schon ein Spaziergang macht einen Unterschied

Die gute Nachricht: Es braucht kein hochintensives Training, um das Gehirn zu stärken. Bereits regelmäßige, moderate Bewegung hat positive Effekte. Wer dreimal pro Woche eine halbe Stunde spazieren geht – am besten in einem zügigen Tempo –, kann sein Demenzrisiko deutlich senken. Auch Radfahren, leichtes Joggen oder Schwimmen zählen zu den wirksamen Maßnahmen.

Dabei geht es nicht darum, sportliche Höchstleistungen zu erbringen, sondern um Kontinuität. Die Regelmäßigkeit ist entscheidend. Viel hilft in diesem Fall tatsächlich viel – aber auch kleine Schritte sind besser als gar keine.


Bewegung und Neuroplastizität: Das Gehirn formt sich neu

Einer der faszinierendsten Effekte von körperlicher Aktivität betrifft die sogenannte Neuroplastizität – die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu verändern. Neue Synapsen werden gebildet, bestehende Verbindungen gestärkt, und sogar neue Nervenzellen entstehen. Vor allem Ausdauersport fördert diesen Prozess. Bewegung wirkt dabei wie ein natürlicher Wachstumsreiz für das Gehirn.

Zusätzlich werden durch körperliche Aktivität wichtige Botenstoffe ausgeschüttet, unter anderem das sogenannte BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor). Dieser „Wachstumsfaktor“ unterstützt das Überleben, das Wachstum und die Differenzierung von Nervenzellen – eine Art Dünger für das Gehirn.


Schutz vor Demenz – aber auch Hilfe im Alltag

Regelmäßige Bewegung kann helfen, das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder vaskuläre Demenz zu senken. In einer groß angelegten Studie mit über 100.000 Teilnehmer:innen konnte gezeigt werden, dass körperlich aktive Menschen ein bis zu 30 % geringeres Risiko für eine spätere Demenzdiagnose aufwiesen – unabhängig von anderen Risikofaktoren wie genetischer Veranlagung oder Bildungsniveau.

Doch auch im Alltag macht sich der Effekt bemerkbar. Wer sich regelmäßig bewegt, berichtet oft von besserer Konzentrationsfähigkeit, höherer geistiger Belastbarkeit und einer stabileren Stimmung. Denn Sport wirkt nicht nur auf die Hirnstruktur, sondern auch auf die Psyche: Stress wird reduziert, depressive Verstimmungen können sich bessern, und die Schlafqualität verbessert sich.


Bewegung ist kein Ersatz – aber eine wertvolle Ergänzung

Natürlich ersetzt Bewegung keine medizinische Behandlung und auch keine gezielte kognitive Förderung. Aber sie kann einen zentralen Beitrag dazu leisten, das Gehirn gesund zu halten. Gerade in Kombination mit anderen Maßnahmen – wie gesunder Ernährung, geistiger Aktivität und sozialem Austausch – entfaltet Bewegung ihre volle Wirkung.

Dabei ist es nie zu spät, damit anzufangen. Selbst Menschen im hohen Alter können noch von regelmäßiger Bewegung profitieren – wenn sie individuell angepasst und sinnvoll aufgebaut ist. Auch wer körperlich eingeschränkt ist, kann mit kleinen Übungen im Sitzen oder therapeutischer Begleitung seine Aktivität steigern.


Tipps für den Einstieg – so bleibt Bewegung im Alltag machbar

  • 30 Minuten pro Tag reichen aus: Wer keine Zeit für ausgedehnte Sporteinheiten hat, kann Bewegung in den Alltag integrieren – etwa durch Treppensteigen, Spaziergänge oder das Fahrrad statt des Autos.

  • In Gesellschaft trainieren: Gemeinsames Gehen, Tanzen oder Turnen macht nicht nur mehr Spaß, sondern fördert auch die soziale Interaktion – ebenfalls ein Schutzfaktor für das Gehirn.

  • Abwechslung schaffen: Unterschiedliche Bewegungsformen – von Spazieren über Gymnastik bis hin zu leichten Spielen – sprechen verschiedene Hirnregionen an.

  • Dranbleiben – nicht übertreiben: Der regelmäßige Rhythmus zählt mehr als die Intensität. Wer sich übernimmt, verliert eher die Motivation.



Fazit: Wer sich bewegt, bleibt länger geistig fit

Bewegung ist mehr als Fitness für den Körper – sie ist ein Schutzschild für das Gehirn. Sie stärkt die kognitive Leistungsfähigkeit, beugt Erkrankungen vor und unterstützt ein aktives, selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter. Dabei ist der Weg zur besseren geistigen Gesundheit oft einfacher als gedacht: Es beginnt mit einem Schritt vor die Tür.

 
 

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