Besser schlafen mit Abendbewegung Wie Spaziergänge oder leichtes Yoga den Schlaf fördern können
- Sebastian Murzicki
- 4. März
- 3 Min. Lesezeit

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der modernen Gesellschaft. Laut aktuellen Erhebungen hat etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland regelmäßig Probleme beim Ein- oder Durchschlafen. Die Gründe sind vielfältig – von beruflichem Stress über Bildschirmzeiten bis hin zu innerer Unruhe oder körperlicher Inaktivität. Was vielen nicht bewusst ist: Leichte Bewegung am Abend kann helfen, besser zur Ruhe zu kommen – vorausgesetzt, sie ist richtig dosiert.
Warum Schlaf so wichtig ist – und was ihn stört
Gesunder Schlaf ist essenziell für Regeneration, Gedächtnis, Immunsystem und Stoffwechsel. Wer dauerhaft schlecht schläft, riskiert nicht nur Konzentrationsprobleme und Reizbarkeit, sondern auch langfristige Gesundheitsprobleme wie Bluthochdruck, Diabetes oder Depressionen.
Besonders häufig gestört ist die sogenannte Einschlaflatenz – also die Zeit, die man benötigt, um nach dem Zubettgehen in den Schlaf zu finden. Hier spielen innere Unruhe, Anspannung und zu wenig körperliche Aktivität eine zentrale Rolle. Der Körper ist „nicht müde genug“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Bewegung am Abend: sinnvoll oder kontraproduktiv?
Die häufige Sorge: „Wenn ich abends Sport mache, bin ich danach zu aufgedreht.“ Tatsächlich kann intensive körperliche Belastung am späten Abend – etwa ein anstrengendes HIIT-Workout – zu einer erhöhten Herzfrequenz, Körpertemperatur und Adrenalinausschüttung führen, was das Einschlafen erschwert.
Anders sieht es jedoch mit moderater, sanfter Bewegung aus. Spaziergänge, leichtes Yoga, Dehnübungen oder achtsames Mobilisieren wirken entspannend auf Körper und Geist. Sie helfen, den Kreislauf sanft herunterzufahren, den Kopf freizubekommen und den natürlichen Schlafdruck zu erhöhen.
Warum Abendbewegung wirkt: Die physiologischen Effekte
Körpertemperatur: Nach leichter Bewegung sinkt die Körpertemperatur etwas ab – ein natürlicher Impuls für den Einschlafprozess.
Stressabbau: Bewegung fördert die Ausschüttung von Endorphinen und senkt den Cortisolspiegel. So lässt sich innere Unruhe regulieren.
Melatoninproduktion: Durch körperliche Aktivität und vor allem durch natürliches Licht am Abend (z. B. beim Spaziergang) wird die körpereigene Melatoninbildung unterstützt – das Schlafhormon schlechthin.
Parasympathikus-Aktivierung: Sanfte Bewegungen aktivieren das sogenannte parasympathische Nervensystem – zuständig für Erholung und Schlaf.
Die besten Bewegungsformen für den Abend
Abendlicher Spaziergang (20–30 Minuten):Ideal nach dem Abendessen – nicht zu schnell, nicht zu langsam. Das Gehen regt die Verdauung an, reduziert Grübeln und bringt den Kreislauf in einen ruhigen Modus. Wer in der Nähe von Parks, Waldstücken oder ruhigen Straßen wohnt, profitiert zusätzlich von der beruhigenden Umgebung.
Yin Yoga oder sanftes Hatha Yoga (15–30 Minuten):Besonders Übungen im Sitzen oder Liegen mit Fokus auf Atmung und Dehnung wirken entspannend. Positionen wie der „liegende Schmetterling“, „Kindhaltung“ oder „Drehhaltung“ helfen dem Körper, loszulassen.
Dehnen & Mobilisieren:Eine kurze Abendroutine mit einfachen Bewegungen – z. B. Schulterkreisen, Katzenbuckel-Pferderücken, Nackendehnung – lockert Verspannungen vom Tag. Besonders für Menschen mit Schreibtischberufen empfehlenswert.
Progressive Muskelentspannung mit Bewegungselementen:Durch bewusstes Anspannen und Lösen bestimmter Muskelgruppen in Verbindung mit kleinen Bewegungen wird das Nervensystem reguliert und der Körper auf Schlaf vorbereitet.
Das richtige Timing: Wann ist Abendbewegung ideal?
Die beste Zeit für entspannende Abendbewegung liegt etwa 30 bis 90 Minuten vor dem Zubettgehen. So bleibt genug Zeit, um danach zur Ruhe zu kommen. Wer unmittelbar vor dem Schlafengehen aktiv wird, sollte darauf achten, die Übungen besonders ruhig und achtsam auszuführen – keine Aktivierung, sondern Entspannung ist das Ziel.
Intensives Training, z. B. Krafttraining oder Cardio, sollte idealerweise spätestens 2–3 Stunden vor dem Schlafen abgeschlossen sein. Wer abends nur zu dieser Zeit trainieren kann, sollte danach eine bewusste Abkühlphase mit Dehnung, Duschen und eventuell Atemübungen einbauen.
Tipps für eine gute Abendroutine mit Bewegung
Ritual statt Pflichtprogramm: Die Bewegung am Abend sollte nicht als weiteres To-do, sondern als Ausklang des Tages verstanden werden.
Keine Ablenkung: Während des Spaziergangs oder Yogas auf Smartphone, Fernsehen oder E-Mails verzichten. Fokus auf Körperwahrnehmung und Atmung.
Beleuchtung beachten: Spazieren im natürlichen Abendlicht ist ideal. Zu helles Kunstlicht nach der Bewegung vermeiden – es hemmt die Melatoninbildung.
Musik oder Stille: Je nach Typ können entspannende Klänge (Naturgeräusche, meditative Musik) die Wirkung verstärken – oder bewusst Stille zulassen.
Schlaf und Bewegung gehören zusammen
Wer sich tagsüber ausreichend bewegt, schläft nachweislich besser. Doch auch der gezielte Einsatz von Bewegung am Abend kann die Schlafqualität nachhaltig verbessern – vorausgesetzt, sie ist wohldosiert. Gerade Menschen mit Einschlafproblemen profitieren von festen Abendroutinen, bei denen Bewegung, Entspannung und Abstand vom Alltagsstress ineinandergreifen.
Fazit: Runterkommen beginnt mit Bewegung
Leichte Bewegung am Abend ist keine Belastung – sondern oft der Schlüssel zur Entspannung. Ob ein Spaziergang, sanftes Yoga oder einfaches Dehnen: Wer sich regelmäßig bewegt, bereitet Körper und Geist auf eine erholsame Nacht vor. Und wer besser schläft, ist am nächsten Tag nicht nur leistungsfähiger, sondern auch gesünder.arten, sondern durch Aktivität.